Fachbereich Rechtswissenschaften

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Kammerrichter

Der Kammerrichter war die höchste richterliche Autorität im Reichskammergericht des Heiligen Römischen Reichs (1495-1806). Er war üblicherweise ein vom Kaiser ernannter Adeliger (geistlicher oder weltlicher Fürst, Graf oder Freiherr). Seine Hauptaufgabe bestand darin, die Rechtsprechung gemäß den Gesetzen und Normen des Reiches zu leiten und zu überwachen. Dies war besonders wichtig für die Umsetzung des Ewigen Landfriedens und der Reichsreformen von 1495.

Der Kammerrichter spielte eine maßgebliche Rolle bei der Professionalisierung des Rechtswesens und dem Vordringen und der Integration des römischen Rechts. Das Kammergericht selbst bestand aus dem Kammerrichter und (ursprünglich) 16 Beisitzern, die aus dem Deutschen Reich stammten und deren Berufung vom Reichstag zugestimmt werden musste. Diese Beisitzer sollten charakterlich ehrlich und ehrenhaft sein und über Wissen sowie Erfahrung verfügen.

Im Kontext der damaligen politischen und rechtlichen Entwicklungen war der Kammerrichter nicht nur für die juristische Leitung verantwortlich, sondern spielte auch eine wichtige politische Rolle. Er fungierte als Vermittler zwischen dem Kaiser und den Reichsständen, wobei er sowohl die Interessen des Reichsoberhauptes als auch die der verschiedenen Reichsstände ausbalancieren musste. Diese zentrale Stellung machte den Kammerrichter zu einem wichtigen Faktor in der Aufrechterhaltung der Rechtsordnung und in der Förderung der Rechtsstaatlichkeit im Reich.

Zu seinen Aufgaben gehörte auch die Zuteilung von Fällen an die Assessoren, die Überwachung des Gerichtsprozesses und die Sicherstellung eines gerechten und effizienten Verfahrensablaufs. Durch seine Tätigkeit trug er erheblich zur Entwicklung des Gerichtswesens bei und beeinflusste die Art und Weise, wie Recht gesprochen und angewendet wurde.


Take-aways:

  • Der Kammerrichter war entscheidend für die Aufrechterhaltung der Rechtsordnung im Heiligen Römischen Reich.
  • Er förderte die Professionalisierung des Gerichtswesens und die Integration des römischen Rechts.
  • Seine Rolle als politischer Vermittler und Bindeglied zwischen Kaiser und Reichsständen stabilisierte die Machtverhältnisse.

 

Quellen:

Annas, Gabriele: Wormser Reichstag, 1495, publiziert am 09.12.2019; in: Historisches Lexikon Bayerns,

URL: https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Wormser_Reichstag,_1495  (Stand: 03.12.2023).

Cordes, Albrecht: Das Reichskammergericht (1495-1806), in: zeitenblicke 3 (2004), Nr. 3, [13.12.2004], URL: https://www.zeitenblicke.de/2004/03/cordes/index.html (Stand: 03.12.2023).

Ranieri, Filippo: HWB_EuP 2009, Reichskammergericht, URL: https://hwb-eup2009.mpipriv.de/index.php/Reichskammergericht (Stand: 03.12.2023).

Die Reichskammergerichtsordnung vom 7. August 1495, aus dem Frühneuhochdeutschen übertragen von Ralph Glücksmann,

URL: https://ra.smixx.de/media/files/Reichskammergerichtsordnung-1495.pdf, (Stand: 03.12.2023).


Autoren:

Suleiman Alsuleiman, Miriam Krichel, Viviane Pietrzak

 

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